piwik no script img

Statistisches BundesamtEinbürgerungen steigen auf Höchststand

2024 haben deutlich mehr Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft erworben als je zuvor. Am häufigsten wurden dabei Sy­re­r*in­nen eingebürgert.

Seit es dazu Statistiken gibt, wurden noch nie so viele Einbürgerungsurkunden ausgestellt Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Wiesbaden epd/taz | Im vergangenen Jahr haben fast 292.000 Ausländerinnen und Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, stieg die Zahl der Einbürgerungen gegenüber dem Jahr zuvor um fast 92.000 und damit um fast die Hälfte (46 Prozent). Das markiert einen Höchststand seit der Einführung der Statistik im Jahr 2000.

Am häufigsten wurden 2024 Syrerinnen und Syrer eingebürgert. Mehr als jede vierte eingebürgerte Person (rund 83.000) war im Besitz der syrischen Staatsangehörigkeit. Danach folgten mit großem Abstand Menschen mit türkischer (acht Prozent), irakischer (fünf Prozent), russischer (vier Prozent) und afghanischer (drei Prozent) Staatsangehörigkeit.

Ein Grund für die gestiegene Zahl der Einbürgerungen dürfte die noch von der Ampel beschlossene Reform des Staatsangehörigkeitsrechts sein. Seit dem 27. Juni 2024 ist das neue Gesetz in Kraft. Demnach ist eine Einbürgerung bereits nach einer Aufenthaltsdauer von fünf statt bisher acht Jahren möglich. Zudem ermöglicht das Gesetz generell den Beibehalt der bisherigen Staatsangehörigkeit.

Bei besonderen Integrationsleistungen wie zum Beispiel guten schulischen oder beruflichen Leistungen kann die Mindestaufenthaltsdauer auf bis zu drei Jahre statt wie bisher sechs oder sieben Jahre verkürzt werden. Diesen Teil des Einbürgerungsgesetzes wollen Union und SPD jedoch wieder abschaffen.

Syrische Staatsangehörige beantragen die Einbürgerung oft so bald wie möglich

Durchschnittlich betrug die Aufenthaltsdauer in Deutschland zum Zeitpunkt der Einbürgerung 2024 11,8 Jahre und lag somit leicht über dem Vorjahreswert von 10,9 Jahren. Syrische Staatsangehörige waren durchschnittlich 7,4 Jahre in Deutschland, bevor sie eingebürgert wurden. Damit setzte sich die Beobachtung aus den Vorjahren fort, dass Syrerinnen und Syrer, die während der Fluchtmigration in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland kamen, häufig eine Einbürgerung beantragen, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen.

Türkische Staatsangehörige hielten sich hingegen zum Zeitpunkt der Einbürgerung im Durchschnitt bereits 23,1 Jahre in Deutschland auf. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer russischer Staatsangehöriger lag bei 14,5 Jahren.

Zusammen mit dem vergleichsweise geringen Anteil an Einbürgerungen, die im Jahr 2023 unter Beibehalt der bisherigen Staatsangehörigkeit erfolgt sind (23 %), lässt dies vermuten, dass weniger die für eine Einbürgerung erforderliche verkürzte Aufenthaltsdauer, sondern eher die Neuregelung zum Beibehalt der bisherigen Staatsangehörigkeit zum deutlichen Anstieg von Einbürgerungen russischer Staatsangehöriger im Jahr 2024 beigetragen hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Vor "der Einführung der Statistik im Jahr 2000" sind natürlich zahlreiche Polen, Russen und Kasachen Deutsche geworden. Sollte man zumindest mal erwähnen.

    • @Joachim Kappert:

      .. und die Menschen nach dem Krieg auf dem Balkan.