Milliarden für Atomkraftwerk: Großbritannien gibt Geld für weiteres AKW frei
Britische Stromkunden bezahlen den Mehrpreis des Nuklearstroms über eine Umlage – die beiden Reaktorblöcke Sizewell C sollen bis zu 40 Milliarden Pfund kosten.

Da die Investitionen sich am Markt nicht refinanzieren lassen, kommt eine sogenannte Regulated Asset Base zum Zuge. Diese garantiert den Investoren eine Kapitalrendite über die gesamte Lebensdauer. Sie wird über eine Umlage finanziert, die von den Stromkunden erhoben wird.
Die beiden Reaktoren vom Typ EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) kommen auf eine elektrische Leistung von jeweils 1630 Megawatt und entsprechen den beiden Blöcken, die derzeit am britischen Standort Hinkley Point C aufgebaut werden. Das Projekt, dessen Baubeginn 2018 war, könnte nach Medienberichten bis zu 46 Milliarden Pfund (54 Milliarden Euro) kosten; die Anlage dürfte frühestens 2031 ans Netz gehen.
Im Januar berichtete die Financial Times, die Kosten für den Bau des Kraftwerks Sizewell C könnten ebenfalls fast 40 Milliarden Pfund erreichen. Damit hätten sich die Baukosten seit der Vorlage der Pläne im Jahr 2020 verdoppelt. Die Anlage war 2016 von einem Konsortium aus EDF Energy und China General Nuclear Power Group (CGN) angeregt worden, im Jahr 2022 jedoch stieg die britische Regierung ein, um CGN aus dem Projekt herauszunehmen.
Strom für etwa sechs Millionen Haushalte
Aktuell befindet dieses sich zu 83,5 Prozent im Besitz der britischen Regierung und zu 16,5 Prozent im Besitz von EDF. Sizewell C werde 10.000 Arbeitsplätze schaffen und Strom für etwa sechs Millionen Haushalte liefern, heißt es in der Regierung. Energieminister Miliband sagte: „Ich tue dies, weil ich davon überzeugt bin, dass der Klimawandel die größte langfristige Bedrohung für uns darstellt“.
Sizewell C sei „im Vergleich zu Alternativen im Kampf gegen den Klimawandel zu langsam und zu teuer“, warnt unterdessen die Kampagne „Stop Sizewell C“ aus den betroffenen Umlandgemeinden. Der Bau der Reaktoren werde „verheerende Auswirkungen auf diesen einzigartigen Ort“ haben.
In den vergangenen Jahrzehnten fuhr Großbritannien den Atomstrom im nationalen Mix deutlich zurück: Von 20 Prozent im Jahr 2005 sank der Anteil bis 2023 auf 12,5 Prozent. Bei den bisherigen britischen Reaktoren handelt es sich fast ausschließlich um graphitmoderierte Magnox-Reaktoren, eine Bauart, die in Deutschland nicht eingesetzt wurde. Trotz des Vorteils, dass die Anlagen Natururan nutzen, also keine Uran-Anreicherung benötigen, haben sie sich gegen die Druckwasserreaktoren, wie sie nun in Hinkley Point und Sizewell gebaut werden, nicht durchsetzen können.
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