AfD bekämpft Diversität live und online: Allianz der Regenbogenhasser
Die AfD bekämpft auf einem Kongress in Hannover Diversität und nennt das „Kinderschutz“. Unterstützt wird sie von der Influencerin Michelle Gollan.

I hre Ideologie verpackt Michelle Gollan mit Ironie. In einem Youtube-Clip läuft die extrem rechte Influencerin durch Berliner Straßen. Sie habe dort schon überall gelebt, aber „zum Glück nicht am Nollendorfplatz“, sagt sie. Dann beginnt eine Tirade gegen Symbole der Diversität. Spöttisch kritisiert sie Regenbogenfarben am Parkautomat, „komische Kunst“, Sticker gegen die AfD und „für die Demokratie“ oder ein „extrem buntes Café“. Fast 19.000 Aufrufe erreichte der Clip „Berlin zeigt Flagge“.
Ohne dass das Parteilogo der AfD auf Gollans digitalen Kanälen auftaucht, sucht die Influencerin die politische Provokation – auch auf der Straße für ihren Stream. Bei TikTok findet sich ein Clip, wie Gollan mit einem Schild „Wann Demo gegen Links?“ vor einer linken Demo auftaucht. Seit 2015 ist die Schauspielstudentin, wie sie selbst sich mal bezeichnete, online. In den „alternativen Medien“ kommt sie oft zu Wort. Viele, die als rechts dargestellt werden, seien „ganz normale Menschen“, erklärt sie dann.
In Hannover tritt Gollan, die auf Yotube mit 205.000 Abonnenten eine große digitale Bühne bespielt, am 21. Juni auf einer etwas kleineren Bühne auf. Die niedersächsische AfD-Landtagsfraktion hat sie zu ihrem „Kinderschutzkongress“ im Landtag der Landeshauptstadt eingeladen. Mit dem eintägigen Kongress wollen Vanessa Behrendt und Stephan Bothe von der AfD-Fraktion all jenen den „Kampf“ ansagen, „die sich an Kindern vergehen“. Mit „starken Stimmen, die andere meiden“, solle dort über „Frühsexualisierung, Gender-Propaganda, Pädophilie-Verharmlosung“ und „Lebensschutz“ diskutiert werden. Alle Plätze seien schon belegt, lässt die Fraktion wissen.
Behrend hetzt als frauen- und familienpolitische Sprecherin der Fraktion gern gegen die Regenbogen-Fahne, die für sie ein Symbol für „Machenschaften pädophiler Lobbygruppen“ ist. Die Kinderernährungsberaterin und Hundetherapeutin beklagte im Mai im Landtag, der Umgang der anderen Parteien mit dem „Kinderschutz“ sei eine „pure Heuchelei“.
Kampagne gegen diverse Sexualaufklärung
Die Themen „Kinderschutz“ und „Lebensschutz“ miteinander zu verschränken, gehört zum Markenkern der AfD. Seit ihrer Gründung 2013 ist etwa Beatrix von Storch Mitglied der Partei. Bevor sie ihr Bundestagsmandat bekam, war sie Teil der fundamentalistischen „Schutz“-Bewegung für das „Ungeborene“. Auch von Storch, die mitverantwortlich ist für die Kampagne gegen eine diverse Sexualaufklärung, ist zum Kongress eingeladen.
Mit der Präsidentschaft Donalds Trump in den USA hat der „Kinder“- und „Lebensschutz“ neuen Drive bekommen. Trump geht verstärkt gegen Feminismus und Diversität vor. „Your body, my choice“ ist dort längst mehr als ein rhetorische Provokation des extrem rechten Aktivisten Nick Fuentes, der „White Nationalist“ und Trump-Fan ist. Das christlich-fundamentalistische Spektrum in der Bundesrepublik scheut diese Parole noch, teilt aber die Intention – und unterstützt teilweise die AfD.
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